18.08.2009
Föderalismus Info 4/2009
Und wieder einmal wird versucht, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben: Die Bildungsverwaltung soll zentralisiert werden und die Länder wehren sich vehement. Ihr Argument: Das österreichische Bildungssystem ist bereits extrem zentralisiert und zeigt bei allen internationalen Vergleichsstudien (Pisa etc), dass es damit keine guten Ergebnisse erzielt. Länder, die den umgekehrten Weg in Richtung mehr Föderalismus in der Bildung gehen, sind dagegen erfolgreicher.
Während der Bund häufig Verwaltungsreformen fordert und ankündigt, haben die Länder bereits vieles umgesetzt. Von dem, was dort bereits erledigt wurde, kann der Bund in vielen Bereichen nur träumen. Da diese Leistungen der Länder selten das Licht der medialen Öffentlichkeit erreichen, erarbeitet das Institut für Föderalismus eine „Zwischenbilanz der Verwaltungsreform“ mit dem Ziel, die Leistungen der Länder im Bereich der Verwaltungsreform zu präsentieren. Erste Zwischenergebnisse bei einem Workshop am 9. Juni 2009 in Innsbruck zeigen beachtliche Fortschritte in folgenden Bereichen: Modernisierung der Landesverwaltung durch interne Maßnahmen im Amt der Landesregierung, Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung, Dienstrechts-, Besoldungs- und Pensionsreformen, Verfahrensbeschleunigung und Verwaltungsmanagement, Ausbau von E-Government.
Modernisierung der Landesverwaltung durch interne Maßnahmen im Amt der Landesregierung:
- Seminare und Weiterbildung der Führungskräfte
- Schaffung von Fahrzeugpoolen und Fuhrparkmanagement
- Elektronisches Dienstreisenmanagement
- Professionalisierung im Projektmanagement, Ausbildung von Projektmanagern
- Beteiligungsmanagement – mit Erfassung sämtlicher Beteiligungen des Landes an Unternehmungen.
- die Einführung eines flächendeckenden elektronischen Aktes,
- die Einführung eines elektronischen Verfahrensinformationssystems, über das sich der Bürger über den Stand seines Verwaltungsverfahrens erkundigen kann,
- die Einrichtung eines E-Governmentportals mit Bürgerkartenfähigkeit
- Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Land und den Gemeinden im Bereich der Informationstechnologie
- Verbesserung des Internetauftrittes der Länder, um einen schnelleren und einfacheren Zugang der Bürger zu den Leistungen der Landesverwaltungen zu erreichen.
Auf Bitte einiger potenzieller Einreicher wurde die Abgabefrist für Bewerbungen um den Wissenschaftspreis um einen Monat, bis 30. September 2009, verlängert. Die Bewerbungsunterlagen sind auf der Homepage des Instituts abrufbar.
Mit der Frage, wie die parlamentarische Kontrolle ausgegliederter Rechtsträger und Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung im Spannungsfeld von Informationswünschen des Parlaments und diversen Verschwiegenheitspflichten funktionieren kann, beschäftigte sich eine vom Institut für Föderalismus am 28. November 2008 in Linz durchgeführte Tagung. Nun ist der Tagungsband in der Schriftenreihe des Instituts mit einer Dokumentation der Referate und Diskussionsbeiträge dieses Seminars erschienen und im Buchhandel erhältlich.
„A Global Dialogue on Federalism“ ist der Titel einer Serie von Büchern, die seit 2005 vom Forum of Federations, einer internationalen Föderalismusorganisation mit Sitz in Kanada (zu dessen Partnern 9 Bundesstaaten, darunter bis vor kurzem auch Österreich, gehören), herausgegeben wird. Als Kernstück des gleichnamigen Programms wurden mittlerweile 6 englischsprachige Sammelbände zu verschiedenen Themenbereichen der Föderalismusforschung veröffentlicht. Begleitend zu jedem Sammelband wurden so genannte „booklets“ veröffentlicht, die Kurzfassungen der Beiträge enthalten und unter anderem auch in deutschsprachiger Fassung erschienen. Einen kurzen Überblick bietet eine Rezension von Frau Univ.Prof. Dr. Anna Gamper vom Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre, Universität Innsbruck.
Soeben ist in der Reihe „Föderalismusdokumente“ als Band 31 die von Herrn Mag. Stefan WASCHMANN verfasste Arbeit „Transposition von EU-Richtlinien auf Ebene der österreichischen Bundesländer“ erschienen.
In der Ringvorlesung I „Europäischer Föderalismus im 21. Jahrhundert“, die das Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre sowie das Institut für Föderalismus gemeinsam veranstalteten, haben verschiedene Referentinnen und Referenten unterschiedliche Aspekte der föderalen Entwicklung Europas beleuchtet. Europa wurde nicht als die „Europäische Union“, sondern übergreifend, also auch den Balkan und Osteuropa einschließend, betrachtet. Es ging darum, Streiflichter auf dynamische Prozesse zu werfen, die integrativer (Herausbildung der EU als System mit gleichzeitig konföderalen und föderalen Elementen) oder dissolutiver Natur (Dezentralisierungsprozesse, Autonomiebestrebungen, Sezession) waren.
Vom 1. bis 12. Februar 2010 können sich Studierende und Verwaltungsbeamte im Rahmen einer zweiwöchigen „Winter School“ des Instituts für Föderalismus- und Regionalismusforschung der Europäischen Akademie (EURAC) in Bozen, der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie der Fakultät für Politikwissenschaften und Soziologie der Universität Innsbruck Spezialwissen in Föderalismusfragen (sowie – bei erfolgreicher Abschlussprüfung – 10 ECTS-Credits) erwerben. Die Winter School findet in Bozen und Innsbruck statt und setzte es sich zum Ziel, aktuelle Themen des Prozesses des Föderalismus und der multi-level governance auf hohem wissenschaftlichen Niveau interdisziplinär, aus vergleichender rechtlicher und politologischer Perspektive zu vertiefen, theoretisch wie auch praxisnah zu vermitteln und anregende Debatten zu führen.