05.11.2010
Föderalismus Info 5/2010
Gesundheitsminister Stöger glaubt offenbar, mit einer Kompetenzverschiebung und Zentralisierung die Probleme im Spitalsbereich lösen zu können. Er machte am 2. November 2010 den Vorschlag, mittels eines „bundesweit geltenden Krankenanstaltengesetzes“ und durch Mittelzuweisungen des Bundes die Kostensteigerungen im Krankenanstaltenbereich in den Griff zu bekommen. Künftig sollten die Länder deutlich weniger Einfluss haben und nur noch das Bundes-Krankenanstaltengesetz vollziehen. Ein neuer Zentralismus löst die Probleme im Krankenanstaltenwesen allerdings nicht. Die Position des Instituts für Föderalismus zur Frage der Kompetenzverlagerung im Spitalswesen ist als pdf-Datei auf der Homepage abrufbar.
Nach intensiven Verhandlungen einigte sich die Regierungskoalition über die Einführung einer Transparenzdatenbank, mit der neben allen Förderungen für Einzelpersonen – sowohl aus dem Sozial- wie aus dem Wirtschaftsbereich – auch steuerliche Erleichterungen für Konzerne und Stiftungen erfasst werden sollen. Im Zuge der Begutachtung wurde von den Ländern klargestellt, dass sie sich grundsätzlich zur Transparenzdatenbank bekennen. Auch wurden zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht. Von Seiten des Bundes wird nun allerdings versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen, ohne etwa zu klären, wer für die Kosten der Datenerhebung aufkommt und wem die Daten dann zur Verfügung stehen.
Wird ein richtiges Anliegen wieder einmal durch Zentralismus diskreditiert? Oder ist weiterer Zentralismus das eigentliche Ziel? Diese Fragen stellen sich angesichts eines Begutachtungsentwurfs zum „strafrechtlichen Kompetenzpaket“, der unlängst versandt wurde. Bei den geplanten Wirtschaftskompetenzzentren wird jedenfalls über das angestrebte Ziel hinaus geschossen.
Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung des Instituts für Föderalismus, der Foster Europe, dem Europäischen Parlament, Informationsbüro für Österreich, der Europäischen Kommission, Vertretung in Österreich, der Grünen Bildungswerkstatt, der Politischen Akademie der ÖVP und dem Renner Institut, wurden die Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven des Föderalismus in Österreich eingehend diskutiert. Fazit: Föderalismus benötigt nicht nur föderale Institutionen, sondern auch einen föderalistischen Geist auf allen Ebenen des Staates. Das heißt, es bedarf der Bereitschaft der Länder, Verantwortung zu übernehmen, und der Bereitschaft der Zentralbehörden, Verantwortung zu übertragen – in einem gemeinsamen Geist des multilevel governing.
Die Schweizerische Botschaft in Österreich und das Institut für Föderalismus laden ein zur Veranstaltung „Föderalismus 2.0 – Effizienz und Verantwortung im modernen föderalistischen Staat am Beispiel Schweiz“. Prof. Giovanni BIAGGINI, Lehrstuhl für Staats-, Verwaltungs- und Europarecht an der Universität Zürich, klärt die Frage, wie im föderalistischen System der Schweiz Effizienz und Verantwortung gewährleistet sind. Kennzeichen des Schweizer Föderalismus ist neben anderem die Steuerhoheit auf der Ebene der Kantone und der Gemeinden. Die Schweiz verfügt seit der Totalrevision der Bundesverfassung im Jahr 1999 über eine der modernsten Verfassungen Europas. Im sog „Neuen Finanzausgleich (NFA)“ wurden die Finanzflüsse und die Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen neu geregelt. Donnerstag, 25. November 2010, Universität Innsbruck, Hauptgebäude, Saal University of New Orleans, Beginn 15:00 Uhr s.t.
Die vom Institut für Öffentliches Recht an der Universität Innsbruck, der Tiroler Juristischen Gesellschaft und dem Institut für Föderalismus organisierte Vorlesungsreihe „Europäischer Föderalismus im 21. Jahrhundert“ wird auch im Wintersemester 2010/2011 fortgesetzt. Im Rahmen dieser Vorlesungsreihe hält Prof. Ivan VOLODIN am 23. November 2010 an der Universität Innsbruck einen Vortrag zum Thema „Federalism in Russia“ und beleuchtet die mit Putins Machtübernahme gestoppte Föderalisierung des riesigen Landes. Dienstag, 23. November 2010, Hauptgebäude der Universität Innsbruck, Innrain 52, 1. Stock, Nordtrakt, UNO-Saal, mit Beginn um 18:00 Uhr s.t.
Gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum für Föderalismus-Forschung Tübingen veranstaltete das Institut für Föderalismus am 8. und 9. Oktober 2010 in Innsbruck, Landhaus, einen Workshop zum Thema „Finanzkrise, Staatsschulden und Föderalismus – Wege der Krisenbewältigung. Eine umfassende Dokumentation der Veranstaltung ist in Arbeit, im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick über Themen und Referenten.
Mit 30. September 2010 ist der Landesamtsdirektor von Vorarlberg, Dr. Johannes MÜLLER, nach Erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und in den Ruhestand getreten. Johannes Müller gehörte seit der Gründung des Instituts im Jahr 1975 bis September 2010 – also 35 Jahre lang – dem Kuratorium des Instituts an und hat sich in dieser Zeit große Verdienste erworben. Das Institut dankt dem langjährigen Kuratoriumsmitglied für seine Unterstützung und die fachliche und engagierte Zusammenarbeit und wünscht für den Ruhestand alles Gute, vor allem weiterhin viel Gesundheit. Zum Kuratoriumsmitglied wurde der neue Landesamtsdirektor Dr. Günther EBERLE bestellt.
Gestützt auf umfangreiche Erhebungen bietet das von Peter Bußjäger/Ferdinand Karlhofer/Günther Pallaver herausgegebene Buch eine aktuelle Bestandsaufnahme der politischen Strukturen Vorarlbergs. In zwölf Beiträgen wird die Landespolitik im Bezugsfeld der österreichischen und europäischen Entwicklungsdynamik beleuchtet. Der Bogen spannt sich von Analysen des Regierungssystems und der Parteienlandschaft über Fragen der Landesverwaltung, des Föderalismus und der Nachbarschaftspolitik bis hin zu den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Kultur und Medien sowie einer historischen Abhandlung zur besonderen regionalen Identität des Landes.